A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe

Eine Illusionsmaschine ist das Kino, ein Ort der unbändigen Phantasie und der unbegrenzten Möglichkeiten. Genau darum geht es in Nicolette Krebitz’ neuem Film, der von einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte erzählt, wie sie (fast) nur im Kino passieren kann.

Mit dem A beginnt alles, heißt es zu Beginn von „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ und so heißt die von Sophie Rois gespielte Hauptfigur dann auch: Anna. Sie ist Schauspielerin, doch mit ihren 60 Jahren findet das deutsche Kino keine Verwendung mehr für sie. Nur wo sie nicht gesehen wird, im Hörspielstudio, findet sie noch einen Job – und muss sich dort den Übergriffen ihres Sprechpartners erwehren, der gar nicht weiß, was sie hat. Wutentbrannt rennt Anna aus dem Studio und auf der Straße widerfährt ihr das nächste Unglück: Ein junger Mann stiehlt ihr die Handtasche. Zum Glück findet sie Trost bei ihrem Vermieter Michel (Udo Kier), der vor allem väterlicher Vertrauter und Ratgeber in Sachen Leben ist. Und der etwas irritiert blickt, als ein paar Tage später Adrian (Milan Herms) nach dem Weg zu Anna fragt, ein Teenager, jung, wild und mit der für seine Generation üblichen schnoddrigen Aussprache. Für ein Schultheaterstück soll Anna ihn unterrichten – und erkennt in Adrian den Taschendieb.

Natürlich werden sich Lehrerin und Schüler näher kommen, sich verlieben, eine Nacht miteinander verbringen, eine kurze, intensive Amour Fou durchleben. Dass ist so offensichtlich, dass von Anfang an deutlich wird, dass Nicolette Krebitz es darauf anlegt, mit Klischees zu spielen. Allerdings auf eine Weise, die den Klischees den Spiegel vorhält, die mit den Erwartungen des Publikums spielt, mit Vorstellungen davon, wie sich eine 60jährige zu verhalten hat, was akzeptabel, was seltsam ist. „Wild“ hieß Nicolette Krebitz letzter Film, der ihren Durchbruch als Regisseurin bedeutete, und wild mutet auch „A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe“ an: Wild in der Erzählweise, die frei zwischen den Genres wechselt, wild aber auch im Spiel mit Verweisen und Bezügen, die auf spielerische Weise von der Liebe erzählen, vom Wesen des Kinos, von Illusionen und Projektionen. Ein reicher Film, bei allen Ideen nicht immer rund, aber so voller Wagemut und Originalität, wie man es im deutschen Film gerne viel häufiger sehen würde.

Quelle: programmkino.de / Michael Meyns


Deutschland 2022
Regie: Nicolette Krebitz
Darsteller: Sophie Rois, Milan Herms, Udo Kier
104 Minuten

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