Peter von Kant

François Ozon adaptiert und variiert und einen Film von Rainer Werner Fassbinder und nutzt ihn für ein Spiel mit Verweisen.

1972 entstanden, gilt „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ als eines der ersten ganz großen Meisterwerke von Rainer Werner Fassbinder, ein Kammerspiel, basierend auf einem von Fassbinder selbst verfassten Stück, in dem Margit Carstensen, Hanna Schygulla und Irm Hermann eine (selbst) zerstörerische lesbische Dreiecksbeziehung darstellen. Dieser Figurenkonstellation folgt François Ozon in seinem Remake Punkt für Punkt, mit dem kleinen, feinen Unterschied, dass er aus drei Frauen, drei Männer gemacht hat. Doch nicht nur das, der Mann namens Peter (Denis Ménochet) ist Filmregisseur und durch Äußerlichkeiten, wie durch sein Verhalten ganz eindeutig als Wiedergänger Rainer Werner Fassbinder zu erkennen. Mit seinem Übergewicht und dem Kokskonsum ähnelt er zwar eher dem Fassbinder der späten 70er Jahre, aber die Lebenssituation in der sich dieser Peter befindet, ähnelt erstaunlich dem, was Fassbinder Anfang der 70er erlebte.

Man merkt: „Peter von Kant“ ist eine Fundgrube für Fassbinder-Kenner, steckt voll von Anspielungen auf Leben und Werk des wichtigsten deutschen Regisseurs der letzten 50 Jahre. Einer seiner größten Verehrer ist ganz ohne Frage François Ozon, der vor 20 Jahren mit der Adaption des Theaterstücks “Tropfen auf heiße Steine“, das Fassbinder geschrieben, aber nie selbst fürs Kino adaptiert hat, bekannt wurde. Schon damals ging es um zerstörerische Beziehungen, bei denen das Geschlecht der Figuren ebenso keine Rolle spielte wie bei Fassbinder. Dieses Thema hat Ozon immer wieder variiert, ist inzwischen zum etablierten Regisseur geworden, der souverän mit den filmischen Mitteln umgeht. Das lässt die kurzen 85 Minuten von „Peter von Kant“ wie im Fluge vergehen. Von den überzeugenden Darstellern, über die wunderbar authentische 70er Jahre Ausstattung, bis zur pointiert eingesetzten Musik ist Ozon erneut ein Film wie aus einem Guss gelungen – allein das Buch bleibt allzu sehr an der Oberfläche und beschränkt sich zu sehr darauf, dem großen Vorbild Fassbinder zu huldigen.

Quelle: programmkino.de / Michael Meyns

Frankreich 2022
Regie: François Ozon
Darsteller: Denis Ménochet, Isabelle Adjani, Hanna Schygulla
85 Minuten

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Trailer: Peter von Kant
Tickets fürs Open Air am Di, den 06.09. um 20.30 Uhr