Rimini



Ein abgehalfterter Schlagersänger hält sich im winterlich verlassenen Rimini mit Auftritten bei Kaffeefahrten über Wasser. Neuestes Werk des österreichischen Extremfilmers Ulrich Seidl.

In Rimini hat sich der einst bekannte Schlagersänger Richie Bravo ein neues Leben aufgebaut, eines jedoch, das ebenso verfallen ist, wie sein mächtiger Körper. In der Wintersaison, wenn die meisten Hotels und Restaurants des italienischen Seebades geschlossen sind, tritt er vor einem Publikum auf Kaffeefahrt auf. In Reisebussen kommen Männer und vor allem Frauen, die noch älter sind als Richie selbst. Sie hängen an seinen Lippen, bewundern seine glitzernden Anzüge – und manche von ihnen besucht Richi dann noch auf dem Hotelzimmer. Als Gigolo verdient er sich ein Zubrot, macht aus der geradezu verzweifelten Begierde seiner weiblichen Fans ein Geschäft und finanziert so sein Leben. Und dann steht eines Tages Tessa (Tessa Göttlicher) vor Richie, seine Tochter, deren Mutter er vor Jahren verlassen hat...

Viele Elemente von „Rimini“ sind aus dem Werk Seidls bekannt, von Formen der Prostitution bis hin zum Verhältnis von Einheimischen und Migranten und doch mutet der neue Spielfilm des Österreichers anders an als frühere Werke. Eine gewisse Altersmilde scheint sich breit zu machen, wie man sie auch in „Vernichten“ dem neuen (und vielleicht letzten) Roman von Michel Houllebecq feststellen kann. Auf ähnliche Weise haben beide Autoren sich den emotionalen und nicht zuletzt sexuellen Abgründen unserer Zeit gewidmet, haben mit ihren harschen Schonungslosigkeit schockiert, manchmal vielleicht auch bewusst und plakativ provoziert. Lange wirkt „Rimini“ so wie ein typischer Seidl, voller wenig sympathischer Menschen, ausgeleuchteter Fettpolster, betont unerotischem Sex, gesellschaftlicher Abgründe. Doch wenn Richi Bravo zwischen dem Tod seines Vaters und den Begegnungen mit seiner Tochter realisiert, dass auch er keine Insel ist, gönnt sich Seidl und seinen Figuren ein ungekanntes Maß an Empathie.

Quelle: programmkino.de / Michael Meyns


Österreich/ Frankreich/ Deutschland 2022
Regie: Ulrich Seidl
Buch: Ulrich Seidl & Veronika Franz
Darsteller: Michael Thomas, Tessa Göttlicher, Hans-Michael Rehberg, Inge Maux, Claudia Martini, Georg Friedrich
114 Minuten
ab 12 Jahren

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