The Whale

Drama um einen sensiblen Menschen, der nach dem Tod des Partners nicht mehr aufhören will zu essen. Brendan Fraser erweckt daraus eine tragische Figur, die zu Tränen rührt: Die Rolle seines Lebens! Intensives Arthaus-Kino.

272 Kilo bringt Schwergewicht Charlie auf die Waage. Eigenständig laufen kann er schon längst nicht mehr. Seine Literatur-Kurse hält der Dozent per Zoom und abgeschalteter Kamera ab. Seine Teenager-Tochter reagiert mit Ekel, als sie den Vater nach acht Jahren zum ersten Mal in seinem schmuddeligen Apartment sieht. „Werde ich jetzt auch so fett?“ fragt sie panisch. Bald wird freilich klar, die Fresssucht hat dramatische Ursachen. Vor Jahren verlor Charlie seinen Partner, dessen Homosexualität wurde vom streng religiösen Vater stets verurteilt. Statt Saufen, Sex, Drogen oder Glücksspiel führt die Flucht durch Sucht bei Charlie zum unkontrollierten Essen. Zur Verzweiflung über das eigene Schicksal, gesellen sich zunehmend Schuldgefühle, Frau und Tochter vor acht Jahren verlassen zu haben. Nun steht die siebzehnjährige Ellie plötzlich vor der Tür...

Unterteilt in sechs Tage, schildert das Drama die schicksalshaften Tage des verzweifelten Helden. Neue Figuren bringen täglich neue Steinchen in das Mosaik des Psychogramms, das zunehmend beklemmender und packender wird. Zum exzellent aufgestellten Typen-Karussell gehören Ex-Frau Mary, die Studenten via Zoom sowie ein Pizzabote, der neben dem täglichen Abendessen noch einen überraschenden Wow-Effekt ausliefern wird. So klein dieser schäbige Schauplatz, die einzige Kulisse des Kammerspiels, so groß der visuelle Einfallsreichtum von Darren Aronofsky. Schauspielerisch gelingt „Die Mumie“-Star Brandan Fraser der ganz große Wurf: Hinter seiner ebenso monströsen wie makellosen Maske wirkt er wie einst John Hurt als der „Elefantenmensch“. Die emotionale Achterbahn zwischen Verzweiflung, Hass und Hoffnung, zwischen Schroffheit und Sensibilität präsentiert Fraser mit enormer Glaubwürdigkeit. Niemand ist nur gut, keiner nur böse in diesem clever konstruierten Drama um Schuld und Sühne. Und um die Chance samt Notwendigkeit des Vergebens. Bei aller Tragik behält die Hoffnung zum guten Schluss die Oberhand. Am Ende des Tunnels gibt es nicht nur Licht, sondern ein Feuerwerk.

Quelle: programmkino.de / Dieter Oßwald

USA 2022
Regie: Darren Aronofsky
Darsteller: Brendan Fraser, Sadie Sink, Samantha Morton
117 Minuten
ab 12 Jahren

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