Das Lehrerzimmer

Willkommen in der Burn-out-Zone! Der neue Film von İlker Çatak über eine engagierte Lehrerin, die an ihrem eigenen Anspruch zu scheitern droht, Fesselnd erzählte Parabel über den Zustand unserer Debattenkultur.

Die junge Lehrerin Carla arbeitet mit viel Schwung und Idealismus in ihrem ersten Job an einem Hamburger Gymnasium. Ununterbrochen in Action schuftet sie wie ein Pferd, ist trotz allem gutgelaunt, hilfsbereit, kollegial und stets für alle ansprechbar, kurz: eine Pädagogin wie aus dem Bilderbuch. Eigentlich sollte sie ein Vorbild für alle anderen Lehrkräfte sein. aber stattdessen wird sie misstrauisch beäugt von den alten Häsinnen und Hasen im Kollegium, denen Carlas Engagement suspekt erscheint. Doch ganz plötzlich, praktisch von einer Minute zur anderen, wendet sich das Blatt: Bei der Aufklärung von Diebstählen an der Schule überschreitet Carla ihre Kompetenzen, sie macht sich schuldig und droht zum Opfer ihrer eigenen moralischen Ansprüche zu werden. Carla wird von allen Seiten mit Anfeindungen und Schuldzuschreibungen konfrontiert.

Das Lehrerzimmer wird zum Ort, wo die Handlung kulminiert, wo Carla, verfolgt von neidischen Kolleginnen und saturierten Kollegen, an ihre Grenzen kommt. Und Leonie Benesch, die vermutlich dank ihrer schauspielerischen Ausnahmebegabung zum neuen Star des deutschen Films avanciert, spielt diese Carla mit sehr viel positiver Energie und einer zu Herzen gehenden Ausdruckskraft. In ihren sanften, großen Augen spiegelt sich das Unverständnis über das, was mit ihr passiert, ebenso wie die ständig wachsende Angst vor dem Kontrollverlust. Die Kamera hängt an ihr, nahezu den gesamten Film über steht Leonie Benesch im Zentrum des Geschehens, und sie trägt den Film mit ihrer Dynamik und mit einer Leidenschaft, die sich aufs Publikum überträgt. Mit sehr viel inszenatorischem Geschick fängt der Berliner Filmemacher İlker Çatak die durch Aggressionen und Vorurteile aufgeheizte Atmosphäre einer dysfunktionalen Aufregungsgesellschaft ein. Das ist entlarvend und extrem spannungsgeladen, dank Leonie Benesch und ihrem subtilen Spiel aber auch streckenweise sehr zu Herzen gehend, kurz: ein toller Film, unbedingt sehenswert!

Deutschland 2023
Regie: Ilker Çatak
Darsteller: Leonie Benesch, Leonard Stettnisch, Eva Löbau
98 Minuten
ab 12 Jahren

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