Das Rätsel



In der Abgeschiedenheit eines Bunkers sollen Übersetzer ein heiß erwartetes Buch übersetzen. Literarisches Rätselspiel, das mit cleveren Wendungen und einer interessanten Auflösung überzeugt

Der dritte Band von Oscar Brachs „Dedalus“-Trilogie ist heiß ersehnt. Ein Milliardengeschäft wird erwartet, weswegen die Übersetzung des französischen Originals in verschiedene Landessprachen auch unter höchsten Sicherheitsbedingungen stattfindet. Der Verleger Eric (Lambert Wilson) lässt die Übersetzer in einen Bunker bringen und schneidet sie von der Außenwelt ab. Doch es dauert nicht lange und die ersten zehn Seiten werden online gestellt – zusammen mit der Forderung nach fünf Millionen Euro. Bei Nichterfüllung wird mit dem Leaken weiterer hundert Seiten gedroht. So lange, bis das komplette Buch frei verfügbar ist...

Im Grunde funktioniert der Film nach den typischen Konventionen eines Whodunnit, nur dass hier kein Mörder, sondern ein Hacker gesucht wird. Man hat seine Verdächtigen, man hat die falschen Fährten, und man hat eine Geschichte, die nicht von ungefähr an „Die üblichen Verdächtigen“ erinnert, gibt es doch auch hier reichlich Überraschungen und eine Auflösung, die man nicht unbedingt kommen sieht. Vor allem aber ist es eine Auflösung, die auch funktioniert, wenn man das Vorhergekommene darauf abklopft. Die Geschichte ist in sich einfach stimmig. Natürlich ein Konstrukt, aber eines, dessen Rädchen perfekt ineinander übergreifen. Sehr schön ist, dass mit den verschiedenen Sprachen der Übersetzer gespielt wird. In einer besonders intensiven Situation beginnen sie, in anderen Sprachen miteinander zu reden, wobei nicht jeder derselben mächtig ist. Doch auch das ist clever gemacht und holt aus dem babylonischen Sprachenwirrwarr das Maximum an Spannung heraus. Darüber hinaus fasziniert „Das Rätsel“ aber auch, weil er nicht nur oberflächlich als Mysterium funktioniert, sondern auch mit der Metaebene punktet. Es geht um das Auszehren der Kunst, die Gleichmachung des künstlerischen Prozesses, nicht zuletzt auch um die Ausbeutung derer, die wenig haben, durch die, die alles haben. Das eine Prozent kollidiert hier mit den übrigen 99 Prozent – bis das Internet als großer Gleichmacher fungiert.

Quelle: programmkino.de / Peter Osteried


Frankreich 2019
Regie: Régis Roinsard
Buch: Romain Compingt, Daniel Presley, Régis Roinsard
Darsteller: Alex Lawther, Lambert Wilson, Olga Kurylenko, Riccardo Scamarcio
105 Minuten
ab 16 Jahren

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