Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry


Ein Rentner will zu Fuß 1.000 Kilometer gehen, um eine alte Kollegin im Hospiz zu besuchen. Der Bestseller von Rachel Joyce ist gut ein Jahrzehnt alt, der Film holt ins Bewusstsein zurück, wie gut die Geschichte ist.

Harold Fry erhält einen Brief. Darin erklärt ihm Queenie, eine Freundin und Kollegin, die er seit mehr als 20 Jahren nicht gesehen hat, dass sie Krebs hat und in einem Hospiz ist. Sie verabschiedet sich. Er schreibt einen Brief und geht zum Briefkasten, um ihn einzuwerfen. Doch dann hat er das Gefühl, dass das nicht reicht. Nicht reichen kann. Er muss mehr tun. So beschließt Harold Fry, fast 1.000 Kilometer zu Fuß zu gehen – zu Queenie, der er in einer Nachricht mitteilt, dass er gehen und sie leben wird, bis er ankommt und sie rettet.

Die Geschichte erinnert etwas an „Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr“ aus dem Jahr 2021. Auch eine britische Geschichte, auch eine über einen alten Mann, der eine große Reise antritt. Dort war es Timothy Spall, hier ist es Jim Broadbent. Wo Spalls‘ Figur mit lokalen Bussen nach und nach seinem Ziel näherkam, wandert Broadbents Figur. Beide werden zu einem viralen Phänomen, beide Filme funktionieren sehr gut. Weil sie eine sehr menschliche Geschichte erzählen, aber die Prämisse unkonventionell ist. Für Spalls‘ Figur gibt es mehr Grund, die Reise anzutreten, als für die von Broadbent. Harold Fry scheint das fast aus einer Laune heraus zu machen. Aus dem Gefühl, dass er in seinem Leben nie etwas erreicht oder getan hat, das Wert besitzt. Aber dies jetzt, diese Pilgerreise, hat einen Wert. Für Queenie, für die Menschen, die davon erfahren, vor allem aber für ihn. Weil er erkennt, wie wenig man wirklich braucht. Je länger er geht, desto mehr verzichtet er auf alles. Aber er fühlt sich so lebendig wie nie zuvor. Auf seiner Pilgerreise begegnet er den unterschiedlichsten Menschen, deren Leben er auf die eine oder andere Weise berührt, und die damit auch das seine berühren. „Die Pilgerreise des Harold Fry“ ist ein schöner, ein melancholischer Film über den Wert, aber auch die Pflicht der Freundschaft, vor allem aber zelebriert er das Gute im Menschen. Etwas, das man sich viel zu selten vor Augen führt.

Quelle: programmkino.de / Peter Osteried

UK 2023
Regie: Hettie Macdonald
Juliet Dowling Kevin Loader Marilyn Milgrom
Darsteller; Jim Broadbent, Penelope Wilton, Linda Bassett Earl, Cave Joseph Mydell
108 Minuten
ab 12 Jahren

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