Stella - Ein Leben

Eine jüdische Frau wird während des Zweiten Weltkriegs dazu gezwungen als Greiferin zu agieren und hunderte Juden an die Nazis zu verraten. Starkes deutsches Kino das für Diskussioen sorgen wird.

Als Kind jüdischer Eltern wird Stella Goldschlag 1922 in Berlin-Charlottenburg geboren, wächst in bürgerlichen Verhältnissen auf und träumt von einer Karriere als Jazz-Sängerin im fernen Amerika. Doch dann kommen die Nazis, kommt der Krieg. Bis Anfang 43 können Stella, ihre Eltern und viele Freunde in Berlin leben und überleben. Doch der Druck wird immer größer, Stella wird von der Gestapo verhaftet, gefoltert und steht vor der Wahl: Sofort nach Auschwitz deportiert werden oder sich für die Nazis als Greiferin verdingen und andere Juden verraten. Auch um ihre Eltern zu retten wählt Stella die zweite Möglichkeit und schafft es so, den Krieg zu überleben.

Eine Geschichte, die fast so klingt als wäre sie von Ewiggestrigen erfunden worden, um zu zeigen, dass die Juden ja selber Schuld an ihrem Schicksal waren. Die Gefahr, einen Film zu drehen, der Lob von der falschen Seite erhält, ist Regisseur Kilian Riedhof sehr bewusst. Um ihr zu entgehen versucht er in „Stella. Ein Leben“ einen Spagat. Einerseits werden die Ereignisse penibel erzählt, die nach einem kurzen Prolog im August 1940 vor allem von Februar 1943 bis Anfang 1944 spielt. Paula Beer spielt dabei Stella, Katja Riemann und Lukas Miko ihre Eltern, doch es ist Jannis Niewöhner, der herausragt. Er spielt den jüdischen Fälscher Rolf Isaakson, mit dem Stella eine Affäre beginnt und einen Tanz auf dem Vulkan erlebt. Exzessive Momente des Lebensglücks erleben die Beiden in einem Berlin, in dem fast jede Nacht der Himmel brennt, die Fliegerbomben einschlagen. Diese Momente des überdrehten Exzess kontrastieren zum Teil mit melodramatischen Szenen, dann wieder wirken Szenen betont realistisch. Gerade dass die Figur Stella Goldschlag den vorherrschenden Narrativen so diametral entgegensteht macht sie so interessant, macht das über sie Erzählen aber auch gleichzeitig so riskant. Wie das deutsche und auch internationale Publikum dieses gewagte Experiment aufnimmt, darauf darf man gespannt sein.

Land/Jahr: Deutschland 2023
Regie: Kilian Riedhof
Buch: Marc Blöbaum, Jan Baren & Kilian Riedhof
Darsteller: Paula Beer, Jannis Niewöhner, Katja Riemann, Lukas Miko, Joel Basman, Damian Hardung
Laufzeit: 116 Minuten
FSK: 16

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