Green Border

Agnieszka Holland zeigt in ihrem Spielfilm mal in dokumentarischen, mal in stilisierten Bildern, den Skandal, der an der polnisch-belarussischen Grenze passiert.

Oktober 2021. Eine syrische Familie sitzt im Flugzeug nach Minsk, der Hauptstadt von Belarus. Dessen autokratischer Herrscher Lukaschenko hat den Hilfssuchenden versprochen, dass sie von hier aus nach Polen weiterreisen können und damit in die EU. Eine Lüge, wie sich schnell herausstellt, denn die Flüchtlinge stranden bald in einer Art Niemandsland zwischen Polen und Belarus, werden von den jeweiligen Grenzbeamten hin und her geschoben und harren in Kälte und Nässe auf Rettung. Die könnte durch freiwillige Helfer erfolgen, die im Grenzgebiet agieren, aber nur sehr vorsichtig. Denn wenn sie den Flüchtlingen aktiv helfen, sie etwa im Auto mitnehmen würden, würden sie sich strafbar machen...

Grün ist die Hoffnung, heißt es, doch grün ist nur einmal zu sehen, ganz am Anfang von Agnieszka Hollands „Green Border“: Da schwebt die Kamera hoch über den Bäumen der grünen Grenze zwischen Polen und Belarus, dann verschwindet die Farbe und wird von harschen schwarz-weiß Bildern ersetzt, die dem Elend an der europäischen Außengrenze angemessen erscheinen. In fünf Kapiteln nähert sich Holland einer humanitären Katastrophe, zeigt Menschlichkeit auf beiden Seiten und weicht auch nicht vor Abgründen und Darstellungen von Ausbeutung und Rassismus zurück. Dem Kern des Problems, den Fluchtursachen, einer Lösung, die nicht nur dem Anspruch auf Asyl gerecht wird, sondern auch den zum Teil berechtigten Sorgen vor Migration in Europa, kann sich ein Film, auch ein zweieinhalb Stunden langer, allerdings kaum nähern. In Polen war Hollands Film jedenfalls ein Kassenschlager, hat die damals noch regierende rechtspopulistische PiS-Regierung empört und vielleicht sogar ein klein wenig zu deren Niederlage bei den Wahlen beigetragen. Das wäre ein kleiner Erfolg eines Films, der Missstände aufzeigt, aber zwangsläufig daran scheitert, wirklich umsetzbare Lösungsvorschläge zu machen. Das ist von einem Spielfilm zwar auch nicht zu erwarten, doch dadurch bleicbt „Green Border“ nicht weniger, aber auch nicht mehr als Agitationskino.

Quelle: programmkino.de / Michael Meyns

OT: Zielona granica
Polen/ Frankreich/ Tschechien/ Belgien 2023
Regie: Agnieszka Holland
Darsteller: Jalal Altawil, Maja Ostaszewska, Behi Djanati Atai, Mohamad Al Rashi, Dalia Naous, Taim Ajjan, Talia Ajjan, Tomasz Włosok
157 Minuten

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