Rickerl – Musik ist höchstens a Hobby

Melancholische Komödie um einen Künstler, der sich mit Straßenmusik und Mini-Auftritten gerade so über Wasser hält. Eine liebenswerte, kleine Hymne an die Wiener Szene und an die vielen Facetten des Austropop. Ganz toll!

Wer ist dieser Rickerl, der eigentlich Erich heißt? – Der Rickerl ist ganz viel, aber vor allem eine Seele von Mensch. Wenn nur dieser Hang zur Melancholie nicht wäre. Der ist beim Rickerl geradezu geschäftsschädigend, weil er nämlich Liedermacher ist, in Wien, noch dazu. Und in Wien wollen die Menschen keine melancholischen Songs hören, melancholisch sind sie selbst. Gründe für die Melancholie vom Rickerl gibt‘s viele, der gewichtigste Grund dürfte der Dominik sein, Rickerls kleiner Sohn, den er abgöttisch liebt. Aber den Dominik darf Rickerl nur alle zwei Wochen am Wochenende sehen, weil er nämlich die Beziehung zu Viki, Dominiks Mutter, dermaßen vor die Wand gefahren hat, dass die jetzt ihren neuen Freund, ausgerechnet einen Piefke, also einen Deutschen, heiraten will. Und das nagt ganz gewaltig am Rickerl, wie so vieles. Der Rickerl versteht die Welt nicht mehr, und er versteht sich meistens selber nicht.

Übrigens gibt’s den Rickerl gar nicht, sondern er ist eine Kunstfigur, die total kongenial vom Wiener Liedermacher Voodoo Jürgens gespielt wird. Möglicherweise handelt es sich bei Voodoo Jürgens ebenfalls um eine Kunstfigur, die große Ähnlichkeiten mit dem Rickerl haben könnte. Aber das ist eigentlich egal. „Rickerl“ ist nicht einfach nur ein Film über einen fiktiven Liedermacher, der sich fortwährend selbst im Weg steht. Adrian Goiginger, der schon mit seinem Kinoerstling „Die beste aller Welten“ auf der Berlinale 2017 für Furore sorgte, hält auch in seinem vierten Kinofilm das hohe Niveau und diese sehr angenehme Mischung aus liebevoller Betrachtung und lakonischem Humor, zu dem immer auch eine leicht melancholische Atmosphäre gehört. Gleichzeitig liefert er hier eine Liebeserklärung in mehrfacher Hinsicht: an den Austropop, der zurzeit wieder ein Comeback mit neuen Künstlerinnen und Künstlern feiert, an die Stadt Wien und an den unverkennbaren Dialekt, der einfach dazugehört. Dabei ist „Rickerl“ viel eher eine Komödie als seine vorherigen Filme, dabei aber alles andere als platt oder oberflächlich: ein feines Kinoerlebnis.

Quelle: programmkino.de / Gaby Sikorski

Österreich/Deutschland 2023
Drehbuch und Regie: Adrian Goiginger
Darsteller: Voodoo Jürgens, Agnes Hausmann, Nicole Beutler
Kamera: Paul Sprinz
Musik: David Öllerer
110 Minuten
ab 12 Jahren

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