Was Yorgos Lanthomos in drei losen, aber doch komplex verbundenen Episoden erzählt, mag manche verstören und anwidern, andere überraschen, belustigen, inspirieren. So oder so ein seltsamer, sehr eigener Film.
„Der Tod von R.M.F.“ heißt das erste der drei Kapitel von Yorgos Lanthimos neuem Film „Kinds of Kindness“, also in etwa Arten der Freundlichkeit, gefolgt von „R.M.F. fliegt“ und „R.M.F. isst ein Sandwich.“ Wer ist nun dieser seltsame R.M.F., um den die drei Episoden kreisen? Am Ende wird klar, dass es sich nur um eine Nebenfigur handelt, die kein Wort sagt, während die Stars des Films - Emma Stone, Jesse Plemons, Willem Dafoe, Margaret Qualley – in wechselnden Rollen zu sehen sind. Jesse Plemons etwa, der zunächst den etwas bieder wirkenden Angestellten Robert spielt, der seinem Boss Raymond (Willem Dafoe) hörig zu sein scheint und jede noch so seltsame Anweisung ausführt...
Es soll Zuschauer geben, denen die beiden letzten Filme von Yorgos Lanthimos – „The Favourite“ und „Poor Things“ – zu glatt erscheinen, die sich zu den Anfängen zurückwünschten, als der griechische Regisseur in seiner Heimat Filme wie „Dogtooth“ oder „Alps“ drehte. Als Greek Weird Wave wurden diese und andere Filme bezeichnet, als Drehbuchautor fungierte damals Efthimis Filippou, der nun auch das Buch zu „Kinds of Kindness“ geschrieben hat. Dass es nun bekannte internationale Schauspieler sind, die sich mit ganzem Körpereinsatz in die Welten von Filipou und Lanthimos stürzen, verleiht dem Ganzen eine zusätzliche Note. Mit großer Spielfreude nehmen die Akteure ihre diversen Rollen an, lassen sich ganz auf das ein, was Lanthimos ihnen anbietet. Man wüsste zu gerne, ob der Regisseur seinen Schauspielern genauer erklärt hat, was er mit „Kinds of Kindness“ anstrebt, ein Titel, der nach den wie im Flug vorbeigehenden 165 Minuten auch schon wie ein (böser) Witz wirkt. Denn nett sind die Figuren nun gewiss nicht, agieren stattdessen wie überzeichnete Typen.Dass man diesen Figuren dennoch gerne zusieht ist am Ende die große Kunst von Filippou, Lanthimos und den Schauspielern, die eine Welt kreieren, die zwar nicht real ist, aber die Abgründe und Exzesse unserer Gegenwart durch extreme Übersteigerung und satirische Überhöhung entblößt.
Quelle: programmkino.de / Michael Meyns
Land: USA Großbritannien 2024
Regie: Yorgos Lanthimos
Darsteller: Emma Stone Jesse Plemons Willem Dafoe Margaret Qualley
165 Minuten