In Form eines Roadmovies erzählt der Film vom schwierigen Umgang mit der Vergangenheit und einem Vater-Tochter-Verhältnis, das von ihm geprägt und belastet ist.
Polen, 1991. Nach dem Ende des Kalten Krieges öffnet sich der Eiserne Vorhang. Auch die jüdisch-amerikanische Journalistin Ruth (Lena Dunham) will die Gelegenheit nutzen, um endlich Antworten über ihre Vergangenheit zu erhalten. Zusammen mit ihrem Vater Edek (Stephan Fry) reist sie in dessen alte Heimat, wo Edek und seine vor einem Jahr verstorbene Frau 1940 vertrieben und ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurden. Auch dorthin führt das ungleiche Vater-Tochter-Duo die Spurensuche. Während Edek der Reise nur widerwillig zugestimmt hat und seine Vergangenheit lieber ruhen lassen möchte, bohrt Ruth unaufhörlich, in der Hoffnung, klare Antworten zu bekommen. Nur langsam versteht sie, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist und erfährt gerade dadurch viel über ihren Vater, ihre Familie und sich selbst.
Gerade in Zeiten, in denen der Antisemitismus zunimmt, scheint es angebracht, sich mit der deutschen Vergangenheit zu beschäftigen, mit Zweitem Weltkrieg und Holocaust und den nicht nur emotionalen Folgen, die diese Verbrechen hatten. Insofern könnte man Julia von Heinz „Treasure“ als Film verstehen, der genau zur richtigen Zeit kommt. So wie seine Form, das Roadmovie, bewegt sich Julia von Heinz’ Film auf einer geraden Straße, nimmt keine überraschenden Abzweigungen, verfährt sich nicht einmal in Sackgassen, sondern malt das, was vom ersten Moment sichtbar wird, beflissentlich aus. Mit Stephen Fry und Lena Dunham bietet der Film immerhin zwei Hauptdarsteller auf, die perfekt gecastet wirken. Dunham, vor allem bekannt aus der Serie „Girls“, spielt erneut eine besserwisserische New Yorkerin, die nur langsam versteht, dass auch sie nicht alles versteht, während der Engländer Fry einmal mehr einen jovialen Bär von einem Mann gibt, der seine sensible Seite lange zu verstecken weiß. Mal niederträchtigen, mal sympathischen Polen begegnet das Duo, besucht Orte der Vergangenheit, erst die alte Wohnung, die längst von Polen beschlagnahmt wurde, dann die Fabrik, die der Familie einst gehörte und schließlich Auschwitz, in jedem Moment souverän gefilmt.
Quelle: programmkino.de / Michael Meyns
Deutschland/ Frankreich 2023
Regie: Julia von Heinz
Genre: Drama
Buch: Julia von Heinz und John Quester, nach dem Roman „Zu viele Männer“ von Lily Brett
Darsteller: Lena Dunham, Stephen Fry, Zbigniew Zamachowski, Iwona Bielska, Maria Mamona, Wenanty Nosul, Klara Bielawka, Magdalena Celówna
Laufzeit: 112 Minuten
FSK: 12