Eine schwindelerregende Erzählung, ein gnadenloses Drama, in dem die Menschlichkeit ebenso Risse bekommt wie die Mauern der Schule, in der sie spielt.
An einem der letzten Tage vor den Schulferien passiert etwas zwischen dem sechsjährigen Armand und dem gleichaltrigen Jon. Was genau, bleibt im Unklaren. Der Schulleitung erscheint der Vorfall immerhin so schwerwiegend, dass die Eltern der beiden Jungen einbestellt werden. Doch das Gespräch zwischen der alleinerziehenden Elisabeth (Renate Reinsve) und Jons Eltern Sarah (Ellen Dorrit Petersen) und Anders (Endre Hellestveit) eskaliert schnell. Auf der Suche nach der Wahrheit geraten alle Beteiligten in einen Strudel aus Eitelkeiten, Eifersucht und unterdrückter Begierde.
Messerscharf und mit satirischem Grundton blickt Halfdan Ullmann Tøndel auf den als friedlichen Austausch zur Wahrheitsfindung getarnten Elternabend. Schonungslos deckt er die vermeintlich an der Schule gelebten skandinavischen Grundwerte als Konstrukt aus falscher Loyalität und Boshaftigkeit auf. Der Regisseur auf die Frage, warum er sich für diesen einzigartigen Schauplatz Schule entschieden hat: “Ich habe schon immer Filme gemocht, die nur an einem Ort spielen. Das erzeugt eine ganz besondere Art fast schon klaustrophobischer Spannung, der man als Zuschauer nicht entkommen kann. Auch aus produktionstechnischer Sicht erschien es mir klug, an nur einem Ort zu drehen – immerhin ist es mein erster Spielfilm. Von der Schule hatte ich von Anfang an eine sehr klare Vorstellung. Es gibt nur wenige Gebäude, in denen der Kontrast zwischen Tag und Nacht so groß ist. Tagsüber, wenn es hell ist, gibt es dort Leben und Spiele und herumlaufende Kinder. Nach Schulschluss erscheinen diese Dinge nur noch wie ein Echo. Die spezielle Energie und alle Emotionen verbleiben in den Wänden. Ich erinnere mich, dass ich als Kind einmal in der Schule übernachtet habe. In der Nacht wurde der Ort zu etwas Geheimnisvollem, Unheimlichem und Magischem. Es war, als ob dieses 100 Jahre alte Schulgebäude zum Leben erwacht wäre, zusammen mit all den guten und schlechten Erinnerungen darin.”
Norwegen 2024
Regie: Halfdan Ullmann Tøndel
Darsteller: Renate Reinsve, Ellen Dorrit Petersen, Øystein Røger, Endre Hellestveit, Thea Lambrechts Vaulen
117 Minuten