Könige des Sommers
Die Hauptfigur von Louise Courvoisiers Debütfilm lebt in den Tag hinein, bis ein tödlicher Unfall alles ändert. Eine klassische Coming-of-Age-Geschichte, die dank des Einsatzes von Laiendarstellern besonders authentisch wirkt.
Im Osten Frankreichs, in der kleinen Gemeinde Pimorin, in der Region Jura, wachsen Totone (Clement Faveau) und seine Freunde auf. Während sein Vater Käse produziert ist Totone trotz seiner erst 18 Jahre für seinen exzessiven Lebenswandel bekannt, der ihn dazu verleitet beim Dorffest nackt auf Tischen zu tanzen und nachts an einer Haltestelle zu versacken. Die Mutter ist nicht präsent, auch der Vater trinkt zu viel und landet eines Abends an einem Baum. Plötzlich steht Totone alleine da und muss sich nicht nur um seine achtjährige Schwester kümmern, sondern vor allem endlich sich selbst und sein Leben in den Griff bekommen. Ein Job in einer Molkerei scheint ihm zumindest ein wenig Halt zu geben, doch lange bleibt er nicht. Bevor Totone entlassen wird horcht er jedoch auf: Satte 30.000 Euro beträgt das Preisgeld für den besten Käse. Plötzlich hat er ein Ziel, zumal auf dem Hof noch ein alter Kessel herumsteht, in dem er bald erste Versuche startet, Käse zu produzieren.
Ein guter Käse muss viele Monate reifen, doch so offensichtlich die Allegorie zwischen Käseherstellung und dem Totones Reife-Prozess auch wirkt: Überdeutlich wird Louise Courvoisier in ihrem Debütfilm „Könige des Sommers“ nicht. In Cannes wurde er als Bester Nachwuchsfilm ausgezeichnet, zurecht. Denn Courvoisier beweist großes Gespür für Stimmungen, erzählt beiläufig, lässt Momente stehen, ohne ihre Bedeutung auszustellen und schafft es zusammen mit ihrem fast nur aus Laiendarstellern aus der Region bestehenden Ensemble, einen authentischen Film zu drehen. Gleich in der ersten Einstellung sieht man ein Kalb in einem Auto stehen, ein Bild, das andeutet wie sehr die Menschen in der Region mit der Natur, den Tieren, dem Käse verbunden sind. Nicht der Rhythmus von Parties und dem Wochenende bestimmen den Tagesablauf, sondern die Bedürfnisse der Tiere. Angekommen ist Totone am Ende noch nicht ganz, doch wie er sich im Laufe von 90 Minuten von einem ziemlichen Idioten, zu einem Typ entwickelt, bei dem es Hoffnung gibt, zählt zu den schönsten Coming-of-Age-Geschichten jüngerer Vergangenheit.
Quelle: programmkino.de / Michael Meyns
Frankreich 2024
Regie: Louise Courvoisier
Darsteller: Clément Faveau, Mathis Bernard, Maïwene Barthelemy
90 Minuten
ab 12 Jahren
ab 12 Jahren