Dokumentarfilm über sechs Menschen älteren Semesters, deren Traum die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Eiskunstlauf der Amateure darstellt.
Gelegentlich muss man den Atem anhalten. Wenn die Herrschaften im Seniorenalter über das Eis gleiten, mit oft etwas holprigen Bewegungen, Tempo aufnehmen und zarte Sprünge wagen. Doppelte oder gar dreifache Drehungen wie bei den Profis sind hier natürlich nicht zu erwarten, mehr als zarte Hoppser sind es nicht, aber dennoch. Jeder Sturz könnte das Ende bedeuten, Knochen werden im Alter bekanntermaßen nicht stabiler, doch das Risiko nehmen sie in Kauf.
Die noch von Corona und Masken geprägte Ausgabe 2022 der Weltmeisterschaft im Eiskunstlaufen der Amateure, die regelmäßig in Oberstdorf abgehalten wird, bildet den Ziel- und Höhepunkt von Alexandra Sells Dokumentarfilm „Ice Aged“ mit dem die Regisseurin ihre Beschäftigung mit dem Eiskunstlauf fortsetzt. Schon in ihrem 2017 entstandenen Spielfilm „Die Anfängerin“ ging es um eine Eiskunstläuferin älteren Semesters. Bei einer Vorführung des Films wurde die Regisseurin von Roland Suckale angesprochen, einem seit langem in den USA lebenden Geschäftsmann, der im Alter seine Liebe zum Eiskunstlauflauf wiederentdeckt hatte und nun als einer von sechs Protagonisten von „Ice Aged“ auftaucht. Fast märchenhaft wirkt es, wie Sell von ihren Protagonisten erzählt, der aus dem russischen Karelien stammenden Elena etwa, die inzwischen in Duisburg lebt, mit kaum 60 die deutlich Jüngste im Bunde und auch die Ehrgeizigste. Mit großem Aufwand näht sie sich aufwändige Kostüme, sucht klassische Musik für ihre Darbietungen aus – und ärgert sich ungemein, als kleine Unsicherheiten und ein Sturz ein besseres Ergebnis verhindern. Denn auch bei den Amateuren gibt es quasi professionelle Kampfrichter, wird bewertet, werden Trophäen verteilt. Doch bei allem Wettkampfgedanken ist es am Ende doch die Freude am Eiskunstlauf, die die sechs Eisläufer antreibt. Sechs Schicksale beschreibt Alexandra Sells, manche fast tragisch, von Entbehrungen geprägt, andere mehr vom bloßen Gedanken an den Sport und den Wettkampf. Am Ende verbindet die sechs Damen und Herren die Freude am Eiskunstlaufen und der Wunsch, sich langgehegte Träume zu erfüllen.
Quelle: programmkino.de / Michael Meyns
Land/Jahr: Deutschland 2025
Regie & Buch: Alexandra Sell
Länge: 110 Minuten
FSK: 0