Paolo Sorrentino ist einer der interessantesten italienischen Filmemacher. Sein neuester Film dürfte wortwörtlich der schönste Film sein, den man dieses Jahr auf der großen Leinwand erleben kann.
Parthenope ist von erhabener Schönheit, aber sie ist eine jener seltenen Frauen, so ihr Professor, die aus dieser Schönheit keinen Vorteil herauszuschlagen versuchen. Die Männer zieht sie jedoch in ihren Bann, selbst ihren Bruder Raimondo, der immer nur einen Augenblick davon entfernt ist, mit einer Berührung Grenzen zu verletzen. Mit 18 schreibt sich Parthenope an der Universität ein. Sie will Anthropologin werden. Dabei weiß sie über die schulische Definition hinausgehend nicht, was Anthropologie eigentlich ist. Erfahren wird sie es erst, als ihr Professor in den Ruhestand tritt und sie auf seinem Platz sehen will...
Es ist die Geschichte eines Lebens. Das einer Frau von immenser Schönheit, die nach Wissen strebt, die sich fragt, wie sehr die Liebe wirklich lohnt, und der unklar ist, wie die Vergänglichkeit alles Lebende trifft. Sie ist lebenshungrig, will Schauspielerin werden, dann wieder nicht, verliert Menschen, lernt andere kennen und ist doch von einer Einsamkeit geprägt, die vielleicht aussagen soll, dass gerade die besonders schönen Menschen allein sind, weil sich niemand wirklich für sie interessiert. Mit knapp zweieinhalb Stunden ist „Parthenope“ ein überlanger Film. Die Erlebnisse der Titelheldin sind episodischer Struktur, so wie es das Leben auch ist. Mit Brüchen, Änderungen, Momenten, in denen man sich selbst herausfordert. Newcomerin Celeste Dalla Porta, die zuvor vor allem als Model gearbeitet hat, ist eine echte Entdeckung. Sie trägt den Film und sie zieht das Interesse des Publikums auf sich, zumal Daria D Antonios Kamera (sie arbeitet seit „La Grande Bellezza“ mit Sorrentino zusammen) von erlesener Schönheit ist. So sehr die Geschichte auch von einer gewissen Oberflächlichkeit getragen ist, ihr Aussehen ist frei von jedem Makel. „Parthenope“ ist wahrscheinlich der schönste Film, den man dieses Jahr auf der Leinwand sehen kann.
Quelle: programmkino.de / Peter Osteried
Italien / Frankreich 2024
Regie: Paolo Sorrentino
Buch: Paolo Sorrentino
Darsteller: Celeste Dalla Porta, Gary Oldman, Luisa Ranieri, Stefania Sandrelli
136 Minuten
ab 16 Jahren