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Pointierte, lakonische Dialoge, wie man sie in einem deutschen Film selten hört, dazu eine surreale Atmosphäre, die an Yorgos Lanthimos erinnert: Frédéric Hambalek gelingt mit seinem zweiten Film ein bemerkenswertes Kunststück.

Auf den ersten Blick wirkt das Leben von Julia (Julia Jentsch), Tobias (Felix Kramer) und ihrer Tochter Marielle (Laeni Geiseler) wie das Abbild der perfekten Familie. Ein wunderbares Designerhaus, erfüllende Jobs, eine wohlerzogene Tochter. Dass all das nur Fassade ist, mag man nicht behaupten, doch Risse in der Oberfläche tun sich bald schneller auf als gedacht. Katalysator der Entwicklung ist die plötzliche Gabe von Marielle: Nach einem Streit in der Schule bekam die 12jährige von einer Freundin eine Ohrfeige – und besitzt plötzlich seltsame telepathische Fähigkeiten. Sie hört alles, was ihre Eltern reden, von banalen Unterhaltungen im Büro, bis zu Gesprächen, die die Eltern lieber nicht mit anderen teilen würden, weder ihrem Partner und schon gar nicht der Tochter. Mit der Realität konfrontiert, dass die Tochter nun alles von ihren Eltern weiß, verändert sich der Umgang...

Schon in seinen Kurzfilmen und seinem Spielfilmdebüt „Modell Olimpia“ hatte sich Frédéric Hambalek als genauer Beobachter von Zwischenmenschlichem erwiesen, hatte seine Figuren in teils extreme Konstellationen gepresst, um auch zu unbequemen Wahrheiten zu gelangen. Mit Julia Jentsch und Felix Kramer hat er nun ein Duo gecastet, dem es gelingt, die reduzierten, pointierten Dialoge mit der nötigen Lakonie darzubieten, um eine im deutschen Kino nicht allzu oft zu erlebende Mischung aus Witz und Tiefe zu erreichen. Unweigerlich muss man angesichts der bewusst konstruierten, surreal anmutenden Versuchsanordnung an den Griechen Yorgos Lanthimos denken, der in den letzten Jahren zu einer der herausragenden Figuren des europäischen Kinos geworden ist. Auf überraschende Weise gelingt es Frédéric Hambalek schließlich, das seltsame Konstrukt zu einem berührenden Ende zu führen und anzudeuten, das absolute Offenheit vielleicht doch nicht das ist, was man sich in einer Beziehung, aber auch im Verhältnis zu seinen Kindern wünschen mag.

Quelle: programkino.de / Michael Meyns

Deutschland, Frankreich 2025
Regie: Frédéric Hambalek
Darsteller: Julia Jentsch, Felix Kramer, Laeni Geiseler, Mehmet Atesci, Moritz von Treuenfels
87 Minuten
ab 12 Jahren

Bild

Spielzeiten:

Sonntag 20.04.25:19.00 Uhr

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