Authentische, moderne und einfühlsame Geschichte einer jungen Studentin, die nach einem schwerwiegenden Verlust nach Halt sucht. Ein kleines Meisterwerk.
Ein Moment, der alles verändert: Eben noch genoss die Kunststudentin Una mit ihrem neuen Freund Diddi den malerischen Sonnenuntergang an der isländischen Küste und träumte von der Zukunft zu zweit, da wird er bei einen schrecklichen Autounfall plötzlich aus ihrem Leben gerissen. Zusammen mit Diddis bestem Freund Gunni und der gemeinsamen Freundesgruppe verlebt sie einen Tag der Erinnerung an einen liebgewonnenen Menschen. Auf ihrem Streifzug durch die Kneipen und Straßen im vom langen Polartag in helles Licht getauchten Reykjavik, trauert, feiert, streitet und versöhnt sich die Cliqué. Doch während die Gruppe ein unsichtbares Band knüpft und ineinander neue Kraft sammelt, wird Una von Gewissensbissen geplagt. Noch bevor die Mitternachtssonne erneut hinter dem Horizont versinkt, muss sie sich einer unbequemen Wahrheit stellen und ihrerseits ein lange aufgeschobenes Geständnis machen.
In Runár Runárssons Melodram geht es um Trauerbewältigung der besonderen Art. Denn wie geht man mit seiner Trauer um den geliebten Menschen um, wenn es niemand wissen darf? In der Rolle der Kunststudentin Una zeigt Elin Hall dies sehr eindringlich. Hall trägt den gesamten Film, lässt das Publikum sehr intensiv an der Wut und Trauer ihrer Figur teilhaben. Die exzellente Kameraarbeit von Sophia Olsson rückt ihr immer ganz dicht auf ihr hübsches Gesicht, lässt Zuschauende tief eintauchen in ihre zerrissene Gefühlswelt. Als wahrhaftig meisterlich offenbart sich die Bildgestaltung bei der Inszenierung des Unfalls. Da sieht man gefühlt eine Ewigkeit Straßenlaternen, die eine nach der anderen über die Köpfe hinweghuschen, unterlegt mit fast sakralen Musikklängen, bis die Kamera ganz allmählich ihren Blick senkt und nach vorne schaut, wo am Horizont der todbringende Tunnel erscheint, aus dem sich alsbald eine Feuerwalze ihren tödlichen Weg bahnt. Das ist subtil und erschreckend zugleich! Runár Runársson ist ein kleines Meisterwerk gelungen, das noch lange nach seinem Ende nachhallt. Diese 80 Minuten lohnen sich voll und ganz.
Island/Niederlande/Kroatien/Frankreich 2024
Genre: Drama
Regie: Rúnar Rúnarsson
Darsteller: Elín Hall, Mikael Kaaber, Katla Njálsdóttir
Länge: 81 Minuten
FSK: 12