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Mi, 23.10. - Preview in Anwesenheit von Regisseur Andres Veiel

Riefenstahl

Riefenstahl

Akribisch zusammengestelltes, spannendes Puzzle einer widersprüchlichen Biografie. Ein Meilenstein des biografischen Films. Zugleich ein wichtiger Aufklärungsfilm über die Macht der Bilder – in KI-Zeiten allemal von Aktualität.

Mit visueller Wucht inszeniert sie perfekte Körper in „Olympia“, mit pompösen Massenaufmärschen macht sie den NS-Reichsparteitag in „Triumph des Willens“ zur bildgewaltigen Propaganda-Show. 101 Jahre wurde Leni Reifenstahl alt. Schuldbewusst zeigte sich die Regisseurin nach Kriegsende nicht, ganz im Gegenteil. „Das war Kunst!“, betont sie immer wieder gerne, mit Politik habe sie nie etwas am Hut gehabt. In zahlreichen Interviews und Talkshows präsentiert sich Riefenstahl gerne als harmlose, alte Dame. Schuld und Sühne? Fehlanzeige! Ein US-Journalist will es genauer wissen: „Wenn Sie Ihr Leben noch einmal leben könnten. Was würden Sie anderes machen?“ - „Mein Leben war sehr hart. Aber auch sehr reich. Ich würde es nochmals genauso leben. Vielleicht mit weniger Fehlern.“ – „Was waren Ihre Fehler? Ihre Nähe zu Hitler?“ – darauf gibt es keine Antwort.

Zehn Jahre schreibt Riefenstahl an ihren Memoiren, möchte die Deutungshoheit über ihre Biografie behalten. Unterstützt wird sie dabei von ihrem 40 Jahre jüngeren Lebensgefährten Horst Kettner. Nach dessen Tod 2016 wird Riefenstahls ehemalige Sekretärin Gisela Jahn zur Alleinerbin, die den Nachlass der Stiftung Preußischer Kulturbesitz schenkte. TV-Journalistin Sandra Maischberger bekam als erste Zugang zu dem Werk, sie engagierte als Produzentin den preisgekrönten Doku-Filmer Andres Veiel. Es wartete eine Mammutaufgabe auf den Regisseur, der sich akribisch durch die Archiv-Berge arbeitete. Allein der Schnitt nahm 18 Monate Zeit in Anspruch. Die Doku blendet ganz bewusst nicht aus, mit welchen überwältigenden Bildern die Riefenstahl in „Olympia“ das Schöne, das Starke und Siegreiche feiert. Wie üblich stellt Veiel klugerweise nur die Fragen, die Antworten überlässt er dem Publikum. War die Reifenstahl nicht nur eine Großmeisterin der Bildsprache, sondern war sie bei der Inszenierung ihres eigenen Bildes gleichfalls eine Manipulationskünstlerin par excellence? Schließlich die ganz große Frage: Kann die visuelle Perfektion einer großartigen Ästhetik bewundert werden, ohne den politischen Kontext zu berücksichtigen?

Quelle: programmkino.de / Dieter Oßwald


Dokumentarfilm
Deutschland 2024
Regie: Andres Veiel
115 Minuten


Internet-Links

Trailer
Tickets für die Premiere in Anwesenheit des Regisseurs am 23.10. um 18.30 Uhr